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gestern / Kreuzberger Unternehmergeschichte
Leiser - ein Startup von 1891
In der Oranienstraße 34 hat Julius Klausner Wirtschaftsgeschichte geschrieben. Frisch nach Berlin gekommen, legt er Ende des 19. Jahrhunderts als junger Mann den Grundstein für das Schuh-Imperium Leiser. Heute ist in dem Haus die Kult-Bar Luzia und der Besitzer ehrt die Geschichte des Hauses.
Mit Röntgengeräten wird die Schuhgröße ermittelt
Vom Onkel, dessen Tochter Dora der Schuh-Impressario 1899 geheiratet hatte, kam auch der Name. Dieser prangt bis heute an allen Läden: Leiser. Schon bald gingen die Geschäfte gut, ein weiterer Laden wurde in Hausnummer 47 eröffnet. Fehlte ein Paar Schuhe in dem einen Laden, wurden einfach schnell zwei Laufburschen losgeschickt, die sich auf der Oranienbrücke über dem heute nicht mehr vorhandenen Luisenstädtischen Kanal trafen, um die Ware zu übergeben. Als fünf Jahre später die größte Filiale an der Tauentzienstraße eröffnet wurde, hatten die Klausners es geschafft. Sie hatten die größte Schuhkette Berlins mit einer besonderen Attraktion - Röntgengeräten in den Verkaufsräumen, mit denen die Kunden genau sehen konnten, ob der Schuh auch passt.Flucht vor den Nazis
Läden in ganz Deutschland wurden eröffnet, für die firmeneigene Fabriken millionenfach Schuhe produzierten. Auch im europäischen Ausland wagte das Unternehmen erste Schritte. Doch Adolf Hitler und der fanatische Antisemitismus der Nationalsozialisten machten auch vor Leiser nicht halt. Aufgrund der jüdischen Herkunft mussten die Klausners 75 Prozent ihres Schuhimperiums abgeben und 1938 im letzten Moment Hals über Kopf nach Argentinien fliehen. Nach dem Krieg bekamen sie ihr Geschäft zwar teilweise zurück, aber in den 1950-er Jahren wurde schließlich alles verkauft. Und der Leiser-Laden in der Oranienstraße 34 wurde Anfang der siebziger Jahre durch den ersten türkischen Supermarkt Kreuzbergs ersetzt.Die Magie, der unternehmerische Geist, der die Schuh-Kette ausgehend von der Oranienstraße 34 an die Spitze gebracht hatte, war verflogen. So war die Leiser-Insolvenz 2012 laut Amos Brandstatter folgerichtig. „Die hatten nichts mehr von dem Geist, den mein Großvater hatte, der Leiser zu so einem fantastischen Laden gemacht hat,“ sagt Klausners Enkel heute.
Von Leiser zu Luzia
Jetzt ist in der Oranienstraße wieder ein Ort, an dem unternehmerischer Geist groß geschrieben wird. Die Kult-Bar Luzia ist meist brechend voll, bei den jährlichen 1. Mai-Feiern ist sie das Zentrum der Party. An Leiser erinnert heute nur noch ein auf die Wand gemalter Damenschuh in einer Ecke des Lokals.Aber der heutige türkische Besitzer Kaan (30) hält das Erbe in Ehren. „Der Laden gehört Deinen Eltern. Ich bin nur ein Passagier hier, Deine Eltern haben einen wunderbaren Ort geschaffen“, sagt Kaan zu Amos Brandstatter im Skype-Gespräch.
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Im Luzia trifft Amos Brandstatter (80) per Videotelefonie Kaan (30), den neuen Besitzer der Oranienstraße 34
Es ist ein freudiges Wiedersehen der Beiden – Quelle: Til Biermann (Redaktion)
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Kaan (30), der Luzia-Chef, erzählt über seine Verbindung mit der Geschichte von Leiser
Der gebürtige Istanbuler ehrt die besondere Geschichte des Hauses – Quelle: Til Biermann (Redaktion), Bezirksmuseum Friedrichshain-Kreuzberg, Privatsammlung Herzliya
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Boten der beiden Leiser-Geschäfte treffen sich auf der Oranienbrücke, um 1900
So bekamen die Kunden stets die Schuhe, die sie wollten. Just in time – Foto: Margot Klausner
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Das Leiser-Schuhgeschäft, Ende des 19.Jahrhunderts in der Oranienstraße
Hier nahm das Berliner Schuh-Imperium seinen Anfang – Foto: Leiser
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Das Leiser-Logo ist seit 1891 ein Markenzeichen
Ein Schriftzug, der Jahrhunderte überdauerte – Foto: Bezirksmuseum Friedrichshain-Kreuzberg
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1970 zog der erste türkische Supermarkt Kreuzbergs in die Räume des ehemaligen Schuhgeschäfts
Der Leiser-Schriftzug ist noch zu erkennen – Foto: Bezirksmuseum Friedrichshain-Kreuzberg
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Die Kult-Bar Luzia ist seit 2007 in der Oranienstraße 34
Der Besitzer Kaan hält das Erbe in Ehren – Foto: Til Biermann
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